Hommage an die Heimat

Dass ich nochmal auf den Geschmack komme und mich in meine Heimat verliebe, hätte ich vor 20 Jahren auch nicht geglaubt. Aber nach 3 sagenhaft schönen Tagen im Fichtelgebirge muss ich sagen, WOW!, was für eine hübsche Ecke.

Zugegeben, ich bin verwöhnt. Mein Leben spielt sich in meiner Wahlheimat München ab. Wahlheimat, weil ich hier leben wollte. Nicht weil ich hier arbeiten wollte oder weil mich die Liebe hierher verschlagen hat, wie soviele ‚Zugroaste‘. Bei mir wars die Liebe zu München und der wundervollen Umgebung. Bereut hab ichs nie. Und weil ich alles in und um München gar so schön finde, bin ich immer weniger gen Heimat gefahren. Dann kommen Kinder, es gibt liebenswerte Großeltern in der alten Heimat, Brüder die auch gern an meinen Kindern teilhaben und halt Weihnachten. Spätestens Weihnachten ist Zeit mal wieder heim zu fahren. Heim ins Fichtelgebirge. Und bevor man sich dann nochmal 3 Tage nicht aus der Horizontalen bewegt und sich weiter den Bauch voll schlägt, kommt man halt, mittelalt wie ich bin, auf die Idee die Gegend mal wieder zu erkunden.

 

Nicht dass ich die nicht ausgiebig kennen müsste. Natürlich hab ich das alles schon entdeckt, bewandert oder auskundschaftet oder besser gesagt auskundschaften müssen. Wie das halt so ist, findet man vieles in jungen Jahren nicht so spannend. Schon gar nicht wenn man erstmal 1,5 Stunden irgendwo hoch wandern muss.

 

Aber mein neugewonnener Bewegungsdrang hat uns raus getrieben. Also Kinder, Oma, Opa, Bruder, ich. Wir sind auf den Schneeberg gestapft, wandern wäre nun doch etwas übertrieben (auch wenn mein Sohn es wohl für den Mount Everest hielt). Früher, zu Zeiten des Kalten Krieges, war hier eine Überwachungsstation der Amis, die thronend auf dem Berg den Osten abgehört hatten. Entsprechend Hochsicherheitszone und militärisches Sperrgebiet. Schon allein das fanden wir Kinder natürlich immer wahnsinnig spannend. Ich müsste lügen, aber würde behaupten, ich war zum ersten mal auf dem Schneeberg. Das Dach Frankens, wie ich seit diesem Ausflug weiß.

 

Mit Kindern ne gute Stunde hoch zu laufen, ist das ein wirklich netter Wanderweg (die jammernden Kinder mal ausgeblendet). Durch schneebedeckte Tannenbäume links und rechts, teils mit wunderschönem Blick auf den Weißenstädter See, wenige andere Menschen, ein einziger weißer Wintertraum. Oben angekommen, zugegeben, hält mans an diesem Tag nicht sehr lange aus. Es ist eisig kalt und dank der freien Flächen ganz oben, auch wahnsinnig zugig. Aber direkt was los für diese Gegend in dieser „Höhe“. Der ein oder andere Wanderer, Schlittenfahrer, Familien mit Kinderwagen und sogar Tourenskigänger haben sich auch nach oben verirrt. Letzterer löste großes Kopfschütteln bei meiner Mutter aus. Auf die Idee mit Skier hoch zustapfen und querfeldein runter zu cruisen, käme meine Mutter wohl nie. Sicher auch besser so.

 

Der Blick reicht in alle Richtungen übers Fichtelgebirge. Nur lang halten wirs leider nicht aus. Der Müsliriegel, den mir mein Bruder spendieren muss, weil mein Sohn mir mein Marmeladenbrot beim Frühstück weggespachtelt hat, ist gefroren. Alles andere an mir auch. Schätzungsweise auch an den Kindern, aber die meckern nicht, sondern wälzen sich weiter im Schnee, weil Ihnen, während ich auf der Aussichtsplattform „Backöfele“ stand (Jochen, warum heißt das Ding so??? Öfele ist bei der Kälte echt der falsche Ausdruck!), ne hübsche ältere Dame verraten hat wie man Schneeengel macht.

 

Zurück geht’s mit unseren mitgebrachten Rodel-Bob´s. Zumindest für die zwei Kurzen und meinen Bruder, der den Auftrag hat die Geschwindigkeit auf der vereisten Rodelstrasse im Zaum zu halten. Die Strasse, schneebedeckt, wird im Winter nämlich zu einer fantastischen Rodelbahn. Ein riesen Spaß für Kids. Zumal sie ne beachtliche Länge hat. Mir sind die Füsse dermassen eingefroren, dass ich auf die glorreiche Idee komme den ganzen Weg nach unten zu joggen. Herrlich wars. Alles gleich wieder schön warm. Vom Muskelkater am Tag danach mag ich jetzt lieber nicht reden. Mit eiskalten Muskeln das joggen bergab zu beginnen, ist jetzt nicht die geilste Idee… Der Blick der zwei jungen Kerle, die mir entgegen kamen, aber unbezahlbar. Dachten bestimmt ich bin so ne verrückte Triathletin, eine wie es hier so viele gibt. Wenn du aus der Ecke kommst, hast du mit 40 entweder ne ordentliche Plauze oder bist sportlich echt aktiv geworden. Sehr aktiv! Ok… kann sein, dass das auf jede Ecke zutrifft. Ich bin irgendwas dazwischen 😉

 

Anyway… der Rest der Family kommt erfroren am Auto an und wir düsen durch diese zauberhafte Gegend heim. Erst heute, mit sage und schreibe 42 Jahren, fiel mir auf, was man hier alles nettes machen kann. Wandern, Höhlen begutachten, Langlaufen, wenn mans ganz gut meint auch Alpin skifahren. Aber da muss mans schon nötig haben. Alternativen zu bekannten österreichischen Skigebieten sind das hier nicht. Zum Lernen oder ab und an mal bei Flutlicht mit ner 10er Karte, reichts alle mal.

 

Herrlich wenn man dann ausgefroren wieder zuhause auf der Couch liegt, Käffchen, Füße hoch und zufrieden ist mit diesem herrlichen Tag.

 

Fichtelgebirge, meine Heimat, wie schön du bist!

 

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