Tag 7 – Marrakech – Agadir – Sidi Rbat (280 km)
So, ein allerletztes mal früh aufstehen! Die allerletzte Etappe steht vor der Tür, Richtung Agadir nach Sidi Rbat ans Meer. Endlich Meer. Die Villa die da auf uns wartet soll Stand-Up-Boards haben, genauso wie Bodyboards. Der Atlantik vor der Nase zum Bodyboarden, die ruhige Flussmündung zum SUP. Ich freu mich so auf einen letzten chilligen Strandtag!
Als wir aufstehen und losfahren frierts uns erstmal g´scheit. Es ist richtig frisch und neblig. Ganz anders wie die ganze bisherige Woche. Aber anscheinend hängt bei Marrakech schon öfter mal der Nebel und vor allem ist es hier dank der Höhe auch nicht so heiß wie sonst im Land. Zumindest nicht heute.
Auf ner perfekt ausgebauten Autobahn fahren wir dann wieder durch wunderschöne Landschaft, irgendwann lässt auch der Nebel nach, so dass wir auch was davon sehen. In Agadir halten wir noch an einem Supermarkt zum shoppen. Nachdem ich für meine Tochter ständig irgendwas hätte kaufen können, hab ich für meinen Bub immer noch nix. Er kriegt ne Feigen-Marmelade. Zugegeben, ein seltsames Geschenk für nen 7-jährigen. Aber immerhin liebt er Marmelade und so ein langes Perser-Gwand zieht er mir eh nie an. Für europäische Jungs sind diese Souks nicht recht geeignet. Es sei denn man mag gefälschte Fußballtrikots von Barcelona. Wollen wir aber nicht. Von Madrid schon gar nicht!
Naja, die Marmelade wollte er leider auch nicht.
Angekommen am Meer in Sidi Rbat werden wir auf zwei Villen aufgeteilt. Jana, Maria und ich kommen in eine, der Rest in die andere. Es ist ein wenig wie bei Germany´s Next Topmodel, wenn die Girls nach LA fliegen und da ihre Villa beziehen. Wie die Hühner stürzen wir rein und stehen vor ner großen Fensterfront mit Terasse und Blick auf den Atlantik. Links ne fette, tiefe, weiche Ledercouch, rechts die Essecke. Zumindest ich komm mir bißchen wie n Model von GNTM vor 😉
Jana und ich schnappen uns jede ein Zimmer zur Meerseite. Maria zieht leider den kürzeren, oder wie sich im nachhinein dann rausstellt, auch den längeren und erwischt ein Zimmer zur Dorfseite. Später mehr dazu.
In dem Ort gibt es gar nichts. Es ist ein sehr einsam gelegenes Fischerdorf. Das Haus liegt wunderschön, aber mehr als Strandspaziergang steht heute nicht mehr auf dem Programm. Mehr kann man auch nicht machen, baden natürlich noch. Aber dazu ist´s dann heut doch nicht warm genug.
Nach einem sagenhaft leckeren Berber Omelett hab ich nicht schon wieder Lust auf losziehen, bin auch der Meinung nix zu verpassen und leg mich auf die Terasse mit Buch und Musik im Ohr. Einmal chillen! Herrlich!
Wenn auch die Sonne brennt, ist das Meer irre unruhig und der Wind krass stürmisch. Es wird so stürmisch, dass ich selbst an der Mauerwand liegend nicht mehr draussen bleiben kann. Tja, der letzte heiß ersehnte Strandtag wird zum Mega Sturmtag. Die Mädels die den Strandspaziergang mitgemacht haben, kommen zerzaust und parniert wie ein Wiener Schnitzel grad wieder heim, als ich doch nochmal los wollte. Es war der letzte Tag, schlafen kann ich zuhaus, also natürlich muss ich auch mal runter zum Meer. Allerdings bin ich nicht sehr weit gekommen. Der Sandsturn war der Hammer. Diesmal im negativen Sinn. Der Sand stoch wie Nadeln im Gesicht, trotz Sonnenbrille konnte man kaum die Augen aufmachen. Es hatte keinen Sinn, ich musste umdrehen. Auch wenn ich keine 15 Minuten unterwegs war, hab ich´s dennoch geschafft mich zu verlaufen. Vor lauter Augen zu hab ich mir wohl nicht merken können wo ich herkam. Ein Glück fand ich unsere Hütte wieder. Ich hätte weder deren Name, noch Strasse (wenns hier überhaupt Strassennamen gibt), noch funktionierendes Handynetz gehabt. Aber gut, so weit weg war ich nun auch nicht.
Also wird der Tag eben in dieser hübschen Villa enden. Wir bekommen wieder ein leckeres Abendessen und sitzen noch länger zusammen. Der letzte Abend. Irgendwie mag heute keiner ins Bett, auch wenn wieder alle müde sind. Unser netter Gastgeber Abdul unterhält uns auch ganz prächtig. Ein lustiger, sonnengegerbter Marokkaner, der auf die Frage wieviele Kinder er hat, seine Hand zu einer schätzenden Geste dreht und antwortet mit „2-3“. Hmmm…
Maria hofft noch ein letztes Mal auf ein schönes Bild mit nem schönen Esel und fragt ihn ob er nicht wen kennt, hier im Dorf, der nen Esel für ein Bild hätte. Abdul, ganz pragmatisch, fragt direkt „ was willst du? Den Mann oder den Esel?“. Dass Maria den Esel wollte war ihm glaub ich nicht ganz koscher.
Der Sturm wütet weiter um unsere auf den Klippen gelegene Villa. So heftig, dass ich mein Meeresblick-Zimmer aufgebe, weil ich fürchte dass die Fenster dem gar nicht stand halten. Ich zieh also besser auf die Rückseite. Nicht zuletzt um mit dem tosenden Windes-Lärm überhaupt einschlafen zu können. Aber wie immer, schlafen soll hier nicht das Problem sein. Wie ein Baby schlaf ich ein.
Der letzte Morgen also. Ein herrlicher, sonniger, windstiller Tag. Ein bißchen traurig bin ich schon, dass ich nun heute abreisen muss. Dass die Reise zu Ende ist, darüber bin ich so oder so traurig. Keine Frage. Sie war sooo besonders! Aber dass nun heute das perfekte SUP Wetter wäre, machte es noch ein wenig schlimmer. So wie ich die erste war, die gelandet ist, bin ich die erste die wieder abfliegt. Ich hab ne Stunde Zeit bis zum Frühstück. Nur weil ich wieder, und dieses mal ganz aus eigenen Stücken (also ohne dass ich Yoga hätte) zeitig aufstehe, schaff ich doch nochmal meinen Strandspaziergang. Es ist wunderschön. Ich kann verstehen warum man hier gerne ist. Es ist ruhig, keine Menschen, das Meer ganz für dich allein, ein paar wenige Höhlen schmiegen sich in die sandige Klippen, in denen sogar Menschen leben. Dank ihrer Hunde trau ich mich aber nicht näher ran und lass es gut sein mit meinem Entdeckerdrang. Ich wäre zu gern noch geblieben. Aber Frühstück und der uns allen lieb-gewonnene Mohammed warten schon auf mich. Mohammed bringt mich dann auch wieder zum Flughafen. Dieser nette, gutmütige Bär. Auch hier hoffe ich dass ich ihn eines Tages mal wieder sehen werde. Marion, Hannes und Mio sehe ich leider heute nicht mehr. An euch gilt ein ganz besonderer Dank! Die Mühe die ihr euch macht und die Ruhe, Geduld und den Spass den ihr dabei habt, sind einzigartig. Ich ziehe den Hut vor euch. Woche für Woche lebt ihr euren Traum und bringt ihn euren Gästen näher. Sorgt euch um all ihre Sorgen und seid immer freundlich, lustig und liebenswert! Dass ich euch eines Tages mal wieder sehe, da bin ich mir sicher!
Und dann bin ich am Flughafen. Den Koffer fast nach Düsseldorf eingecheckt und selbst fast in den Flieger nach Leipzig gestiegen, bin ich doch nach 4 Stunden wieder in München gelandet – der schönsten Stadt der Welt. Erwartet von meinen 2 wundervollen Zwergen, ganz glücklich über diese vergangene Woche und das Leben das ich habe. Danke an meine Eltern, Schwiegereltern und Hansi, die mir die Reise mit ihrem Babysitter-Dienst ermöglicht haben. Danke an meine Mitreisenden, die mir eine unglaublich lustige Woche beschert haben. Danke eh an Yogitrip und alle die dazu gehören! Es war ganz besonders – die Reise meines Lebens. In ein neues Leben.
Euer Westend-Girl