Magic Marokko – Tag 3 – 9. März 2017

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Tag 3 – Mhamid (80 km) – 60 km Offroad nach Chegaga (Wüste)

Nachdem es heute in die Wüste geht und wir da auch eine Nacht schlafen werden, will ich unbedingt noch duschen. In der Wüste ist es mit Wasser und Duschen bekannterweise nicht so weit her. Und nachdem nach Yoga grad 10 Minuten Zeit bis zum Frühstück sind und wir danach weiterziehen, muss ich das sofort nach dem Aufstehen erledigen. Das allein ist schon ne Kunst… aus dem warmen wohligen Bett, zu dieser Uhrzeit (wieder irgendwas um 6). Der Bericht, dass wenn das Wasser lang genug läuft, es auch warm kommt, stimmt zumindest nicht am morgen. Oh gott, ich muss kalt duschen. Was ungefähr so aussieht: Ich streck kurz einen Arm in den Strahl, dann mal n Bein, immer etwa eine Sekunde, dann die andere Seite, Hintern usw… Punktuelle Katzenwäsche könnte man es nennen. Fit bin ich danach.

Nach dem Frühstück (wir sind schier ausgeflippt weil es gekochte Eier und Streichkäse gab) sind wir noch in die angrenzenden Palmengärten. Am Tag zuvor waren wir alle zu ko, aber ungesehen wollten wir dann doch nicht weiterziehen. Das ist irre hier. Alles kahl, aber mittendrin ein kilometerlanger Streifen voller Palmen und allergrünster Wiesen. Dieses Land ist in der Tat der Hammer, geil und Wahnsinn, um es mit Marias Worten zu sagen. Karin (die eigentlich Heidi heißt) und ich befürchten schon, dass unser Wortschatz nach dieser Woche nur noch aus diesen 3 Worten besteht.

Während wir an der Mauer eines Kasbahs entlang spazieren (was das ist erklär ich später noch), laufen plötzlich zwei verschleierte Frauen vor uns. Die Menschen hier sind schwer gläubig und dazu gehört, dass sie keine Fotos von sich möchten. Maria und ich, Asche über unser Haupt, hatten den gleichen Gedanken, dass wir doch von hinten mal knipsen könnten. Die Palmen, der sandige Weg, die Wand des Kasbahs neben uns und die beiden Frauen in ihren Gewändern – tolles Motiv. Während ich still (also lautlos) und heimlich knipse, hatte Maria ihr Handy auf die wohl lauteste Stufe gestellt, die so ein Handy hat und es machte ein MEGA KLICK. Marias Handy war schon wieder in ihrer Tasche verschwunden, stand ich noch mit dem iphone in der Hand da und kam gleich in Nöte, warum es hier ein Klick gemacht hatte. Mein beteuern, dass es nicht ich war und ich nicht weiß was sie meint (ich mein, das Klick war ja auch nicht ich) haben die beiden mir nicht abgekauft. Ich schätze sie haben mich in dem Moment verflucht. Also Allah, hab Nachsicht mit mir – und mit Maria.

Ja, ein Kasbah…  Von aussen sieht es aus wie ne Ruine. Zumindest für mich. Ich konnte mir nicht denken, dass die Menschen darin leben. Aber es gibt auch verfallenere als andere. In der Tat ist immer so eine Art Aussenmauer rum und innen wie in einem Labyrinth lauter Gassen und eben Eingänge in Räumlichkeiten. Hier wohnen die Menschen. Ich wäre zu gern auch in einen reingegangen. Aber der Respekt vor den Menschen und auch etwas Muffe haben mich dann doch daran gehindert. Ich mein, man kann ja nicht einfach bei wen in die Wohnung spazieren.

Dann gings weiter… weiter Richtung Wüste, unser Ziel ist ein Camp nur 8 km von der algerischen Grenze entfernt. Und viel näher sollte man dann Algerien auch nicht kommen. Mit Algerien ist grad nicht gut Kirschen essen und so ne deutsche Touristin ist für manch einen Algerier mit schlechten Gedanken wohl ein ziemlicher Glücksfang. Soviel Abenteuer brauch ich dann auch wieder nicht.  Kurz vor dem Eintauchen in die Wüste gibt’s noch einen Kaffeestopp, mit richtig gutem Kaffee in Mhamid – dem Tor zur Wüste. Ein sehr einfaches Cafe, aber Wlan for free. Das ist schon lustig, wie hier alle am Handy hängen, egal ob langes Perser-Gwand oder Touri. Und andererseits auch ne Krankheit. Das fiel mir im Laufe der Reise durchaus auf. Immerhin den ganzen Tag ohne Internet, hingen wir alle Abends sobald wir in einem Hotel waren wieder am Handy. Man sollte mal drüber nachdenken….

Die letzte Etappe geht dann, wie es so ne Wüste so an sich hat, über Sand und Stein. Also der steinige Part, dass man den befahren kann, war mir noch klar. Aber die Sanddünen. Donnerwetter, was so ein Jeep alles kann oder auch der Fahrer. Den Fahrer haben wir dazu gewechselt. Die gute Marion gönnt dem guten Rashid einen Verdienst und spannt ihn daher extra für die Wüstentour ein. Unser George (Mohammed) musste die letzte Etappe im Kofferraum mitfahren. Und so düsen wir also Richtung Bivouac Camp, auf Teilen der ehemaligen Rallye Paris Dakar. Gut, düsen ist nicht das richtige Wort. Holpern wir Richtung Camp triffts eher.

Im Camp angekommen dürfen wir erstmal essen. Im Allgemeinen hab ich das Gefühl hier sehr viel zu essen, vielleicht auch, weil wir viel im Auto sitzen und man so den halben Tag nicht wirklich was gemacht hat. In jedem Fall geht mein Plan nicht auf, mit 5 kg weniger heimzukommen. Sogar Wein hat mir der gute Hannes gekauft und in die Wüste importiert. Also so ne Sprite oder n Cola bieten die hier in diesen Camps schon durchaus an, aber Alk noch nicht. Sollte mir zu denken geben, wenn mein österreichischer Reiseführer mir extra ne Flasche mit in die Wüste nimmt (Danke Hannes, das nenn ich Service!)… Dummerweise haben an dem Abend alle andern auch beschlossen mal n Weinchen zu trinken und ne Flasche durch 7 is ja eher wie der Tropfen aufn heißen Stein. Die hätt ich auch allein geschafft. Na gut, ich werds überleben.

Das Essen im Camp ist wieder mal sagenhaft und das hätten wir tatsächlich wohl nicht erwartet. Der Salat und die Fleischspiesse… oh, ich weiß heut, Wochen später noch, wie lecker das war!

Den Tag haben wir dann im Camp gechillt. Ich mich sogar in die Sonne gelegt, was der liebe Wolfgang gar nicht sehen konnte. In der Wüste sonnen… es ging ein Lüftchen und war gut zu ertragen. Aber in der Tat hab ich mich ein wenig verbrannt und hab nun einen braunen und einen normalen Arm. Nur einer hing in der Sonne.

Nach unserm Yoga zwischen Sanddünen, sind wir noch zum Sonnenuntergang und zum Meditieren auf die höchste Sanddüne gewandert. Durchaus Abstiegsgefahr. Steil geht’s rechts und links runter, aber wenigstens weich. Auf der höchsten Düne zu sitzen und über unzählige weitere zu schauen bis hin zur Sonne, die gleich verschwinden wird, ist schon was besonderes. Wir sollten hier meditieren, was mir leider nie gelingt. Ich liebe es Yoga zu machen, meinen Körper zu spüren, ihn bis aufs äusserste zu dehnen, aber still sitzen und meditieren oder in mich rein hören, mag mir einfach nicht gelingen. Noch weniger wenn ein Wolfgang neben mir sitzt, der uns Hühner, wie wir da in der Reihe auf dem schmalen Kamm der Sanddüne sitzen, fotografiert. Auch er mit einem lauten Klick. Nachdem ich ja nicht nur nicht meditieren kann, sondern auch immer mal die Augen auf mache, obwohl ich sie zu haben sollte, hab ich auch entdeckt, dass er Freude strahlend in seine Kamera grinst mit uns Damen, alle meditierend und geschlossenen Auges (ausser ich), im Hintergrund. Also Wolfgang, du bist mir einer. Andererseits… hätte ich sein können 😉 Gruß nach Wien!

Nach dem Abendessen gibt’s dann noch Bivouac Party. Also Lagerfeuer, Trommeln, Brot im Sand backen, tanzen… leider sind die meisten wieder zu müde für langes Feiern und kriechen bald ins Zelt. Zumindest ich werde wieder nicht alt.

Nun bin ich ja ein notorischer Schisser was Dunkelheit angeht. Das WC ist keine 100 Meter weit weg, der Mond scheint hell, wir haben nämlich auch noch Vollmond und dennoch trau ich mich nicht in der Nacht allein zum Klo zu tappen. Ich meine, in der Wüste sind jetzt tatsächlich nicht so viele Leute unterwegs, nachts um 4 noch weniger. Aber trotzdem… ich warte solang mit meinem oberfälligen Klo-Gang bis ich wen andern aus seinem Zelt kriechen höre. Ein Glück, hatte schon in Erwägung gezogen mich einfach 3 cm vors Zelt zu hocken und da hinzupinkeln. Aber Marion, Hannes und Hundedame Mio müssen auch. Anscheinend alle 3 oder einer hat auch die Hosen voll im Dunkeln. Und wie wir da so nachts um 4 unter einem sagenhaften Sternenhimmel zum Klo tapsen, rauscht die größte,  eindrucksvollste Sternschnuppe, die ich je gesehen habe, über meinen Kopf darnieder. Nur von mir gesehen, war ich ganz überwältigt. Sie war wohl nur für mich. Danke.

Nach dem Erlebnis konnte ich nicht zurück in mein Zelt und hab mich alleine unters Sternendach gelegt. Daunenjacke, dicke Decken und vors Zelt. Nicht zum schlafen, das wäre Verschwendung gewesen. Zum Sterne schauen. Und dank des Geschnarche im Zelt hinter mir, wäre schlafen auch eh schwer möglich gewesen. Eine weitere Sternschnuppe war mir nicht mehr vergönnt, aber eine ganz besondere Nacht, in der ich oft gedankt habe wie gut es mir geht das erleben zu dürfen. Guten Morgen!

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